Gertrude Müller

Kontoristin. Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1916    † 1944

 

Lebenslauf

Gertrude Müller wurde am 15.3.1916 in Wien geboren. Sie arbeitete als Kontoristin. 1925 trat sie dem Arbeiterturnverein bei. 1930 schloß sie sich der sozialistischen Arbeiterjugend an. Ab 1938 war sie beim Reichsluftschutzbund und fungierte dort als Ausbildungsleiterin und Luftschutzlehrerin.

Gebietsleiterin des kommunistischen Jugendverbands, Mitglied der Widerstandsgruppe "Soldatenrat"

Gertrude Müller agierte getarnt als Funktionärin am Aufbau des kommunistischen Jugendverbandes. Sie war Gebietsleiterin des KJV und Mitglied der Widerstandsgruppe "Soldatenrat".

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Am 14. 5. 1942 wurde Gertrude Müller verhaftet und am 13. 10. 1943 gemeinsam mit Emil Homolka, Friedrich Lachnit und Wilhelm Fuhry (alle hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 11.1.1944 wurde sie im Landesgericht I in Wien hingerichtet.

Aus dem Urteil

„Mitte 1939 wurde die Angeklagte Müller von dem führenden KJV-Funktionär Leopold Fischer, der ihr von Jugend auf bekannt war, über die Ziele des KJV aufgeklärt und zur tätigen Mitarbeit gewonnen. (…) Im Frühjahr 1941 wurde die Angeklagte Müller von der Spitzenfunktionärin Elfriede Hartmann, die sie durch Fischer schon vorher kennen gelernt hatte, mit der damaligen Leiterin des Gebietes I des KJV, die den Decknamen ’Gerti‘ führte, zusammengebracht und als dessen Nachfolgerin eingesetzt. Sie wurde von ’Gerti‘ über den organisatorischen Aufbau des Gebietes unterrichtet und mit den Verbindungsmännern bekannt gemacht. Das Gebiet umfasste den IX., XVI., XX. und XXI. Bezirk Wiens. Die Angeklagte selbst hielt die Verbindung zum Spitzenfunktionär Mastny, einem Mitglied der KJV-Stadtleitung, den sie durch Hartmann kennen lernte.“

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich ihr Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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